Kinder- und Jugendkonzept

Wir machen uns auf den Weg, um folgendes Ziel zu erreichen:

Kinder- und jugendfreundliche Stadt Oppenheim

Eine kinder- und jugendfreundliche Stadt Oppenheim bedeutet unter anderem, dass Kinder in einer sauberen und gesunden Umwelt aufwachsen. Sie haben ein gewaltfreies Umfeld, können sich eigenständig und sicher in ihrer Stadt bewegen und haben erreichbare und vielfältige Spiel- und Freizeitangebote.

Die Infrastruktur in Oppenheim hat einige für Kinder und Jugendliche wichtige Elemente. Oppenheim ist als Schulstandort Mittelzentrum für tausende Schülerinnen und Schüler auch aus der Umgebung. Durch eine hervorragend aufgestellte Kindergartensituation sowie Hort- und Krippenplätzen bietet die Stadt gute Entwicklung- und Bildungsmöglichkeiten für Kinder. Es gibt zahlreiche Ärzte verschiedener Fachrichtungen sowie weitere Gesundheitsdienstleistungen und Beratungsstellen. Auch im Bereich der außerschulischen Jugendbildung gibt es vielfältige Angebote, nicht zuletzt bei ehrenamtlichen Vereinen und Initiativen.

Und doch ist es geboten, die Zielgruppe der jungen Menschen in den Blick zu nehmen und auf mögliche Verbesserungen, Vernetzungen und sinnvolle Verknüpfungen zu prüfen. Wir wollen eine Diskussion über neue Ansätze und geänderte Schwerpunkte beginnen, die sich nicht nur positiv auf die Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen auswirkt, sondern auch auf die lebenswerte Umgebung von Familien und damit insgesamt auf die Lebensqualität in Oppenheim.

Trotz der guten Ausgangslage zeigen sich bei näherer Betrachtung Bereiche, die ausbaufähig sind. Dazu gehören beispielsweise die nicht-institutionalisierten Angebote für Jugendliche ab 13 Jahren. Für diese Altersgruppe finden sich in Oppenheim kaum passende Treffpunkte, an denen die jungen Menschen nicht als „störend“ empfunden werden. Ein weiterer Bereich ist die Kinder- und Jugendbeteiligung in Oppenheim. Es finden sich bisher keine auf junge Menschen abgestimmten Möglichkeiten, ihre Interessen zu vertreten oder ihre Themen anzusprechen. Weitere Beispiele werden im Konzept angesprochen und mögliche Verbesserungen aufgezeigt.

Dieses Konzept versteht sich als Startschuss und soll:

  • Signal der Kommune an alle Kinder und Jugendlichen in Oppenheim sein, dass ihre Interessen, Wünsche und Anliegen von Belang sind und sich im Handeln der Stadt für Ihre Bürger wiederfinden sollen,
  • Aufforderung an alle in Oppenheim tätigen Parteien und Wählergruppen sein, gemeinschaftlich Oppenheim kinder- und jugendfreundlicher zu gestalten,

Das Wichtigste ist, sich ganzheitlich auf den Weg zu machen, um Oppenheim kinder- und jugendfreundlicher zu machen.

Ganzheitlich im Sinne von,

  • Kinder und Jugendliche sollen in alle Schritte (Ideenfindung, Beratung, Umsetzung und Abschluss) eingebunden werden, sie selbst sind die besten Experten für ihre Belange.
  • Es ist nicht nur die Aufgabe einiger weniger Menschen. Vereine, Gruppen, Institutionen sowie weitere Bürgerinnen und Bürger können und sollen eingebunden werden.
  • Überlegungen sollen möglichst nicht aus der Erwachsenenperspektive, sondern aus der Perspektive von Kindern und Jugendlichen erfolgen.
  • Bei allen Entscheidungen soll bedacht werden, welche Folgen sie für Kinder und Jugendliche haben und wie die Situation von Kindern und Jugendlichen damit verbessert werden kann.

Ziel ist eine ressortübergreifende Arbeit der Stadt und ihrer Gremien im Hinblick auf Kinder- und Jugendinteressen.

Das Konzept ist in vier Bereiche untergliedert:

  1. Hören
  2. Sagen
  3. Machen
  4. Prüfen

Hören, was sie wollen: Bedürfnisse über verschiedene Kanäle erfassen

Niedrigschwellige Kontaktmöglichkeiten sollen es Kindern und Jugendlichen leichtmachen, ihre Anliegen zu benennen.

  1. Emailadresse für Fragen und Vorschläge von Kindern-/Jugendlichen
    (wird nach Beschluss des Ausschusses für Soziales, Bildung und Liegenschaften vom 23.6. eingerichtet, Bewerbung muss noch geplant werden). Freiwillige aus dem Ausschuss sortieren vor und geben die eingegangenen Themen und die Fragen zeitnah an z.B. an Stadtspitze oder Ausschuss zur Behandlung weiter.
  2. Kinder- und Jugend Sprechstunde

In regelmäßigen Abständen wird eine Präsenz-Sprechstunde für Kinder- und Jugendliche abgehalten. Diese kann von z.B. Ausschussmitgliedern und/oder städtischen Vertreter_innen durchgeführt. Die eingebrachten Themen, Wünsche und Vorschläge werden vorsortiert und zeitnah an z.B. die Stadtspitze oder den Ausschuss zur weiteren Behandlung gegeben. Ort für die Sprechstunden sollte nicht das Rathaus sein, es kann auch an kinder- und jugendspezifischen Orten stattfinden. Die Sprechstunden werden vorab bekanntgegeben und beworben.

  • Kinder- und Jugendbriefkasten

Es wird die Möglichkeit gegeben Ideen, Wünsche und Themen auch in schriftlicher Form einzubringen. „Briefkästen“, (ob einer oder mehrere, muss diskutiert werden), werden an geeigneten Stellen gut sichtbar installiert und für eine regelmäßige Leerung wird gesorgt. Freiwillige aus dem Ausschuss sortieren vor und geben die eingegangenen Themen und die Fragen zeitnah an z.B. an die Stadtspitze oder den Ausschuss zur Behandlung weiter.

  • Anfragen von Kindern und Jugendlichen
    Analog des TOP „Einwohnerfragestunde“ im Stadtrat wird im Ausschuss für Soziales, Bildung und Liegenschaften als feste Institution zu Beginn der Punkt „Anfragen von Kindern und Jugendlichen“ aufgenommen. Hier können Kinder und Jugendliche ohne große Formalität Fragen stellen und Ideen einbringen, die dann im Ausschuss besprochen werden Der Ausschuss versteht sich als Interessenvertreter der Kinder- und Jugendlichen und nimmt die Anträge und Anfragen ernst.

Möglicherweise werden die Anfragen, da noch Informationen fehlen, nicht sofort besprochen, aber sie finden Eingang in die Agenda des Ausschusses, werden umfassend beraten (evtl. mit Experten aus der Peergroup der Kinder und Jugendlichen), diskutiert und können so bei weiterer Behandlung bis zu einem Beschluss im Stadtrat geführt werden.

Diese, momentan, 4 Möglichkeiten für Kinder und Jugendliche ihre Themen, Wünsche, Ideen und Bedürfnisse mitzuteilen können, werden unterstützend flankiert durch entsprechende Aktionen und deren Bekanntmachung, wie z.B.

  • Wünschemonat: z.B. was würdest du dir in Oppenheim wünschen?
  • Hinweismonat: z.B. Wo ist etwas nicht so wie es sein sollte?
  • Aufgabenmonat: z.B. Wer sammelt am meisten Müll beim Spazierengehen?
  • Festemonat: z.B. was fehlt für Kinder z.B. bei der Wäldcheskerb, beim Weinfest, beim Katharinenmarkt, beim Oppenheimer Frühling, beim Weihnachtsmarkt…

Sagen, was wir haben: Kinder- und Jugendliche über Angebote informieren

  • Vollständige Liste aller Kinder und Jugend-Möglichkeiten in Oppenheim

Zusammenstellung aller Plätze, Angebote und Möglichkeiten, die für Kinder und Jugendliche von Wichtigkeit sind und ein altersentsprechendes Angebot darstellen. Dazu gehören auch Zusammenstellung aller Vereine mit ihren Angeboten für Kinder und Jugendliche, die kommerziellen Angebote und Orte, an denen Kinder und Jugendliche Zeit verbringen können. Die Vollständigkeit und Aktualität soll in regelmäßigen Zeiträumen überprüft und wiederhergestellt werden. Zugang zu der Liste soll online (z.B. Homepage), aber auch in schriftlicher Form (Flyer, Broschüre) möglich sein.

  • Sektion auf Homepage der Stadt

Auf der Homepage einen extra Abschnitt für kinder- und jugendspezifische Angebote, Hinweise, Veranstaltungen einrichten… Dieser muss gut gepflegt und immer aktuell sein.


  • Moderne Kommunikationswege prüfen:

Die wichtigsten Informationen für die Zielgruppe sollen auch dort zu finden sein wo sich die Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen befindet. Möglicherweise ist es wichtig dort präsent zu sein und sich dort zu zeigen wo sich Jugend auch aufhält und wo sie sich Informationen holt: Instagram? Facebook? Andere Plattformen?

Machen, was möglich ist

  • Plätze für Jugendliche schaffen

Das Angebot, speziell für 13-18Jährige, soll geprüft und dort wo nötig ausgebaut werden. Ziel ist es Plätze zu schaffen an denen sich Jugendliche treffen und begegnen können ohne, dass dies als zu große Störung empfunden wird. Es wird wohlwollend geprüft wo es umsetzbar ist mit dem Ziel diese Plätze zu schaffen.

  • Erlaubnisschilder statt Verbotsschilder

An wichtigen Stellen im Stadtgebiet soll verdeutlicht werden was hier erlaubt ist, statt was verboten ist (im Zweifelsfall auch beides) – dazu zählen neben Spielplätzen, auch öffentliche Plätze, Sitzgelegenheiten und Parkanlagen. Diese Stellen müssen gesucht werden, evtl. mit Hilfe von Vereinen oder Bürgerinnen und Bürgern.

  • Erneuerter Kinderstadtplan

Der Kinderstadtplan zeigt Spiel- und Freizeitmöglichkeiten auf. Es sollte eine Neuauflage geben um alle Veränderungen einarbeiten zu können. Förderungsmöglichkeiten prüfen.

Auflage aktualisieren, Förderungsmöglichkeiten prüfen.

  • Jugendleiterempfang:

Einmal im Jahr läd die Stadtspitze alle im Bereich der ehrenamtlichen Kinder- und Jugendarbeit tätigen Gruppen- und Jugendleiter aus den Vereinen und Organisationen zu einem Empfang. Sie drückt die öffentliche Anerkennung aus und verdeutlicht, dass die Arbeit gesehen, gewürdigt und geschätzt wird. Evtl. verknüpfbar mit der Überreichung der Jugendförderungszusagen, der Landes Ehrenamtskarte (wenn im Jugendbereich) o.ä. 

  • Kinder/Jugendliche bei an Erwachsene gerichtete Aktivitäten in der Stadt einbinden

Bei Aktivitäten in Oppenheim immer an speziell an Kinder und Jugendliche gerichtete Angebote denken. Veranstalter darum bitten, solche Angebote wo möglich zu integrieren z.B. Rätselwanderung, Kinderangebote bei Weinwanderung, vor Opernnacht werden Instrumente oder Oper erklärt (z.B. von Musikschule oder Künstlern – „Warum schreit die Frau?) z.B. Kultur und Theater für Jugendliche, Kinderprogramm beim Marktfrühstück, Weihnachtsmarkt, Katharinenmarkt, Oppenheimer Frühling, Wäldcheskerb…

  • Touristische Angebote für Kinder/Jugendliche

Zu den vorhandenen touristischen Angeboten werden weitere speziell auf die Zielgruppe und deren Familien ausgerichtete Angebote entwickelt und angeboten z.B. Familienführungen in Stadt und Katharinenkirche, Untergrundführungen mit Fokus unter 18 Jahren.

  • Kinder und Jugendangebote erweitern:

Bestehende Angebote ausbauen (evtl. mit Förderung und Unterstützung) z.B. Kinder- und Jugendkino (KommKi), Spielfeste an öffentlichen Orten (Vereine und Initiativen bieten jeweils einen Stand mit Spielmöglichkeit…), Kinderflohmarkt… , …

  • Spielplatzcheck:

Jeder Spielplatz wird inspiziert und auf Verbesserungen, Modernisierung oder Erhaltung der Spielgeräte geprüft, evtl. mit Unterstützung von Vereinen oder interessierten Bürgerinnen und Bürgern, die bei Bedarf auch Patenschaften übernehmen können.

Die Mitteleinsetzung aus z.B. der Integrationspauschale ist zu prüfen.

Ziel ist es, attraktive Spielplätze zu haben den Kindern und Jugendlichen einen möglichst sicheren Platz zum Spielen und Erleben geben.

Prüfen: Passt noch alles?

  • Überprüfungsschleifen einplanen

Passen Angebot und Nachfrage zusammen? Haben sich Wünsche und Anliegen der Kinder und Jugendlichen geändert? Gibt es Neuerungen, die beachtet werden müssen?

  • Bei größeren Problemen: Runder Tisch

Möglichkeit schaffen bei Bedarf einen Runden Tisch zu initiieren, um auftretende Probleme gemeinsam (mit allen, die es betrifft) besprechen zu können.

Die vorgestellten Punkte erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wichtig ist, dass wir uns gemeinsam auf den Weg machen und die kleinen und großen Schritte zum Erreichen des Ziels einer kinder- und jugendfreundlicheren Stadt Oppenheim gehen.

Quellenangabe:

Merkmale einer Kinderfreundlichen Kommune | Kinderfreundliche Kommunen (kinderfreundliche-kommunen.de)